Zwei blaue Streifen und das Leben steht auf einmal Kopf, wenige Monate später dann erst recht! Auch wenn es immer heißt “Am Anfang braucht man nicht so viel” ziehen zusammen mit einem kleinen Menschlein doch einige Dinge im Haushalt ein, z.B. Kleidung, Windeln, Hilfsmittel zum Tragen/Schieben, Krabbeldecke, Schmusedecke, Beistellbettchen, Wickeltisch, Hochstuhl, Spielzeug, Spielbogen… und diverse andere nützliche Dinge. Irgendwie dachten wir auch immer, “nicht viel” zu brauchen bzw. geholt zu haben, und dennoch sah unsere Wohnung innerhalb kürzester Zeit aus als wäre eine Babybombe eingeschlagen. Oups Aber auch beim Thema Baby gibt es viele Möglichkeiten, Müll und Ressourcen zu sparen. Hier ein paar Tipps zu Stoffwindeln, Feuchttüchern und Co., um diesen magischen neuen Lebensabschnitt nachhaltiger zu gestalten.
Stoffwindeln
Die ökologischere Wahl?
Wusstest du, dass bei einem mit Einmalwindeln gewickeltem Baby über eine Wickelzeit von ca. 2,5 Jahre insgesamt rund 5.000 Windeln in den Müll wandern? Das ergibt eine ganze Tonne Müll. Die Wegwerfwindeln bestehen zu einem großen Teil aus Kunststoffen. Diese werden aus Erdöl produziert, ein nicht regenerativer Rohstoff. Die verwendete Einmalwindel kann nicht recycelt werden und muss in den Restmüll. Damit ist sie in der Regel der Verbrennung geweiht, wobei sicherlich fragwürdige Emissionen entstehen. Bei Cradle to Cradle spricht man hier scherzhaft von einem Monsterhybrid – ein wilder Mix aus Stoffen, der jegliches Recycling unmöglich macht.
Klar, dass Stoffwindeln ökologischer sind! Oder etwa nicht?
Gestern habe ich mit Erschrecken in der Zeitschrift “Leben und Erziehen” einen Artikel zu Stoffwindeln gelesen, wobei ganz groß postuliert wurde, dass diese nicht ökologischer wären als Einmalwindeln. Herangezogen wird dazu “eine repräsentative britische Studie”. Das musste ich mir natürlich näher anschauen. Die Windelmanufaktur hat zum Thema Ökobilanz einen tollen Artikel aufbereitet. In diesem werden die zwei durchgeführten Studien mit Ergebnissen und Defiziten dargestellt. Die Sache ist nämlich die: Es ist nicht so einfach realistische Annahmen über den Lebenszyklus der Stoffwindeln zu treffen, und letzten Endes hat der Anwender einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit. Einflussfaktoren sind beispielsweise die Energieeffizienz der Waschmaschine, Trocknen auf der Leine, ökologisches richtig dosiertes Waschmittel, generell ökologisches Waschen, Ökostrom und Weiterverwenden der Windeln bei mehreren Kindern.
So oder so: Für mich ist das ausschlaggebende Argument immer wieder der Müll. Daher stand für uns fest: So viel Müll können wir nicht auf unsere Kappe nehmen, Stoffwindeln sollen es sein!
Stoffwindelsysteme
Das Thema Stoffwindeln ist eine kleine Wissenschaft für sich, es gibt viele verschiedene Systeme, Materialien und Hersteller. Uns wurde die Entscheidung glücklicherweise leicht gemacht da ich von einer Kollegin ein großes Stoffwindelpaket der bei Leipzig produzierten Bendel Windeln übernehmen konnte. Damit sind wir mehr als zufrieden. In unserem Freundeskreis werden aber auch andere Systeme genutzt, z.B. die der Dresdner Windelmanufaktur, und auch da höre ich nur Gutes.
Prinzipiell bestehen alle Stoffwindelsysteme aus drei Bestandteilen:
- eine wasserdichte äußere Schicht, die die Kleidung schützt, beispielsweise aus PUL (Polyurethane laminated) oder eine gefettete Wollhose,
- eine saugfähige innere Schicht und
- ein Windelvlies, welches das große Geschäft möglichst abhält und samt dessen entsorgt werden kann.
Beim Bendel Windel System hat man eine Überhose aus PUL, eine Stoffwindel (bzw. Höschenwindel) sowie faltbare Einlagen aus Baumwolle, und dann noch das Windelvlies. Überhose und Einlagen gibt es in mehreren Größen. Die Stoffwindel selbst lässt sich durch Druckknöpfe in der Größe verstellen. Für die Nacht gibt es eine dickere, sehr saugfähige Stoffwindel damit auch da nix ausläuft. Bei dem großen Paket sind genug Windeln dabei sodass wir nur alle 2 Tage waschen müssen.

Zusätzlich haben wir uns jeweils zwei große und kleine Wetbags der Dresdner Windelmanufaktur zugelegt. Die Großen nutzen wir für die Dreckwäsche daheim und die Kleinen für unterwegs.
Nach nunmehr 8 Monaten im Einsatz kann ich sagen, dass wir sehr zufrieden mit dem System sind und es auch im Alltag gut gewuppt bekommen. Mit dem ganzen Müll bei Wegwerfwindeln hätten wir uns gar nicht wohl gefühlt, außerdem hatte unser Baby davon wunde Stellen. Mit den Stoffwindeln kommt Babys Haut hingegen gut klar.
Was bei den Stoffwindeln noch zu erwähnen ist: Sie machen einen dicken Windelpo, was bei der Kleiderwahl zu berücksichtigen ist. Bei den Bodys nimmt man dann entweder eine Nummer größer oder nutzt Bodyverlängerungen, am besten gleich im Dreierpack mit den gängigsten Druckknöpfen. Strampler und Hosen nehmen wir ebenfalls eine Nummer größer und achten darauf, dass genug Bund und Platz für die Stoffi ist.
Noch mehr Informationen findest du auf https://www.windelwissen.de.
Windelfrei
Zum Thema Windelfrei habe ich selbst keine Erfahrung, wer sich daran versuchen will und damit Erfolg hat schont natürlich massiv Ressourcen. Empfehlen kann ich hier ebenfalls die Seite https://www.windelwissen.de, dort findest du neben vielen Informationen einen kostenlosen Kurs zum Thema Windelfrei.
Feuchttücher
Auch bei den Feuchttüchern fand ich das Konzept “wisch und weg” wenig attraktiv und habe mich daher umgeschaut, was es für Alternativen gibt.
Das gängigste “Rezept” – Kokosöltücher – braucht nur wenige Zutaten und ist ruck zuck hergestellt. Man braucht
- 250ml Wasser
- 1 Teelöffel natives Bio-Kokosöl
- 1-2 Tropfen Bio-Lavendelöl (optional)
- 10 kleine Bio-Moltontücher (gut ist 20x20cm), alternativ eine halbierte Küchenrolle
- Verschließbares Aufbewahrungsgefäß
Das Wasser abkochen, die Öle hineingeben und gut verrühren. Anschließend die Tücher im Aufbewahrungsgefäß schichten und die Emulsion darüber gießen. Ich mache es so, dass ich Tuch für Tuch schichte und jedes Tuch einen kleinen Schwapp abbekommt. Ich finde so verteilt sich das Öl besser.
Die Tücher reichen bei uns zwei Tage. Da wir eh wegen den Stoffwindeln alle zwei Tage waschen und unterwegs Wetbags dabei haben passt das gut. Unterwegs nehme ich die Feuchttücher in einer kleinen Dose mit.
Meine Erfahrung damit ist zweigeteilt: Im Winter bzw. am Anfang hat das noch super geklappt und ich war hellauf begeistert. Gerade im Sommer sind mir die selbstgemachten Feuchttücher aber schnell “gekippt” und rochen gammelig. Ich habe die Moltontücher dann über Nacht mit Waschsoda eingeweicht und noch einmal gewaschen, danach war zumindest der gammelige Geruch weg. Eventuell ist das öfters nötig. Jedenfalls hatte ich dann das Experimentieren erstmal satt und nutze jetzt einfach Moltontuch, welches ich kurz vor der Verwendung nass mache und mit zwei Tropfen Mandelöl versehe. Damit habe ich bisher keine Probleme. Aber probiere einfach selbst aus, was für dich passt!
Hautpflege
Zur Hautpflege verwenden wir fast nur reines Bio-Mandelöl, neben den anfänglichen Kokosöl-Tüchern. Davon gibt es einen Tropfen ins Waschwasser bei der Babywäsche, ein paar Tropfen in die Wanne beim Babybad, oder wir tupfen es auf trockene Stellen auf der Haut. Das Mandelöl ist auch super für Babymassagen und hilft gegen Kopfgneis. Der hohe Preis schreckt vielleicht erst einmal ab, aber es ist sehr ergiebig! Sollte der Babypo doch mal wund sein kann ich Cremes von Weleda empfehlen. Und mehr braucht man normalerweise im ersten Jahr gar nicht…

Alles unbezahlte und unbeauftragte Werbung.
Ein Gedanke zu „Müllvermeidung mit Baby – Stoffwindeln, Feuchttücher und Co.“