In diesem Beitrag hatte ich mir meinen ökologischen Fußabdruck angeschaut, im Beitrag über das Fliegen hingegen meine CO2-Bilanz laut Umweltbundesamt erwähnt. Genau auf diese möchte ich heute näher eingehen und mir einmal anschauen, wie sich der Wert zusammen setzt und an welchen Stellschrauben ich selbst noch drehen sollte! Außerdem habe ich ein bisschen mit den Einstellungen herumgespielt und dabei ein paar Hebel entdeckt, die vielleicht auch für dich interessant sind. Mich hat auf jeden Fall die ein oder andere Berechnung überrascht!
Mein Ergebnis
Den CO2-Rechner des Umweltbundesamts findest du hier. Das Ganze ist ziemlich einfach: Du wirst durch die wesentlichen CO2-Treiber in deinem Leben geführt, nämlich Heizung, Strom, Mobilität, Ernährung sowie Konsum. Nachdem du alles beantwortet hast, kannst du deine eigene CO2-Bilanz berechnen lassen und das Ergebnis im Vergleich mit einem durchschnittlichen Bundesbürger ansehen. Mein Ergebnis (Flugreisen rausgerechnet, da ich hier nicht pauschal antworten kann) sieht dabei wie folgt aus:
Heizung und Strom
So weit so gut, schauen wir uns das mal genauer an. Zuerst möchte ich dazu sagen, dass ich einige Angaben insbesondere bei der Mobilität und beim Konsum geschätzt habe, bei Heizung und Strom jedoch tatsächlich mal auf die Nebenkosten- und Stromrechnung geschaut habe. Umso überraschender, dass mit diesen realen Werten die beiden Komponenten gerade mal 0,18t CO2-Äquivalent ausmachen. CO2-Äquivalent heißt übrigens, dass auch andere Treibhausgase freigesetzt werden welche teilweise sogar viel gravierendere Folgen als CO2 haben, diese der Einfachheit halber jedoch in CO2 umgerechnet werden, sonst verliert man ja komplett den Überblick. Aber das nur so am Rande. Zurück zur warmen, hellen Wohnung: 0,18t CO2-Äq vs. 2,4t CO2-Äq im Durchschnitt. Das ist extrem wenig. Ich habe die Nebenkostenabrechnung noch einmal gedreht und gewendet… Aber ich vermute, da unser Haus erst vor wenigen Jahren komplett saniert wurde und unsere Wohnung von anderen Wohnungen umgeben ist, dass wir einfach wenig heizen müssen. Interessant ist vielmehr der Strom! Denn hier gibt es einen Hebel welcher einen riesigen Unterschied macht: Nämlich ob man Ökostrom bezieht oder konventionellen Strom. Hätten wir konventionellen Strom, so betrüge unsere CO2-Bilanz beim Strom 0,38t CO2-Äq, mit Ökostrom hingegen nur 0,02t CO2-Äq. Fast nix könnte man sagen. Also falls du noch keinen Ökostrom beziehst kann ich dir das ans Herz legen – du hast einmal für ein paar Tage Aufwand, vermutlich marginal höhere Kosten, aber tust so viel für das Klima ohne irgendwas sonst an deinem Leben ändern zu müssen. Das Thema Ökostrom werde ich auf jeden Fall noch in einem weiteren Beitrag beleuchten.
Mobilität
Zu Mobillität will ich jetzt gar nicht so viel schreiben, da habe ich einfach das Glück meinen Arbeitsweg mit Fahrrad und Straßenbahn bestreiten zu können. Und wie gesagt, Fliegen habe ich hier einmal ausgenommen, also ist der Vergleich verzerrt.
Ernährung
Ernährung wiederum ist ein weiteres interessantes Feld, wo jeder sofort etwas bewirken kann, und zwar über zwei Fragen: was landet in meinem Kochtopf, und wo kommt es her? Regionalität, Saisonalität, Bio kaufen sind drei Komponenten, welche direkt Einwirkung haben. Bei Regionalität gepaart mit Saisonalität ist das klar – es spart einfach Transportwege und die Produkte müssen weniger gekühlt werden. Spannend ist der Einfluss von Fleisch und allgemein tierischen Produkten. Du hast bestimmt schon oft gehört, dass viel Fleisch essen schlecht für das Klima ist und auch in meinem Artikel über Teilzeit-Veganismus habe ich es angerissen. Der Rechner liefert konkrete Zahlen, um dieses diffuse Gefühl in Fakten zu fassen:
- Von einer fleischlastigen Kost auf eine Mischkost umzusteigen, spart 0,34t CO2-Äq
- Von einer Mischkost auf eine Fleisch-reduzierte Kost umzusteigen, spart 0,08t CO2-Äq
- Von einer Fleisch-reduzierten Kost auf eine vegetarische Kost umzusteigen, spart 0,28t CO2-Äq
- Von einer vegetarischen Kost auf vegane Kost umzusteigen, spart 0,19t CO2-Äq
Ganz krass könnte also ein absoluter Fleisch-Fan auf Veganismus umsteigen und dabei ganze 0,89t CO2-Äq einsparen. Sonderlich tippel tappel wäre das nicht, sondern für die Person ein gravierender Einschnitt… Was du aber ganz konkret machen könntest – vielleicht mal ein paar Tage in der Woche auf Fleisch zu verzichten oder, wenn du vegetarisch lebst, auf tierische Produkte. So kannst du deine CO2-Bilanz sofort verbessern und etwas fürs Klima tun! Wie auch im Artikel zu Teilzeit-Veganismus möchte ich hier nicht eine bestimmte Form der Ernährung propagieren, sondern lediglich dazu anregen, den Konsum tierischer Produkte achtsamer und bewusster zu gestalten. Du solltest dich natürlich deinen Lebensumständen entsprechend gesund und ausgewogen ernähren.
Konsum
Der letzte Punkt ist das Thema Konsum. Mich hat überrascht, dass Konsum bei mir ganze 2,33t CO2-Äq ausmacht und damit der größte Block ist. Man muss natürlich im Blick behalten, dass es sich hierbei um stark vereinfachte Modelle handelt und man sich an der konkreten Zahl nicht festbeißen sollte. Dennoch – der größte Block. Dabei halte ich mich bereits für sparsam, kaufe immer mal gebraucht, achte sehr auf Langlebigkeit. Für mich konkret habe ich mitgenommen: weniger konsumieren, mehr gebraucht kaufen und auf Hotels verzichten kann eine weitere Tonne CO2 einsparen laut Rechner. Nebenbei würde es auch das Konto freuen 😉
Für dich habe ich auch mal durchgerechnet: würdest du von einem durchschnittlichem Konsumverhalten mit Fokus auf den günstigsten Preis umsteigen auf ein sparsames Konsumverhalten mit Fokus auf Langlebigkeit, so würdest du 0,38t CO2-Äq einsparen! Und seien wir mal ehrlich – dabei kommst du nicht mal teurer weg, denn der Spruch “Wer billig kauft, kauft zweimal” ist doch mehr als berechtigt. Bestimmt fällt dir sofort der letzte Mist-Kauf ein, wo das Produkt nach kürzester Zeit den Geist aufgegeben hat. Seien es Fast-Fashion-Schuhe bei denen nach wenigem Tragen das Kunstleder zerkratzt ist, billiger Modeschmuck der schnell abblättert, Elektronik die auf einmal nicht mehr geht oder billige Kugelschreiber die schmieren. Oder? Eben.
Öffentliche Emissionen
Der Wert “Öffentliche Emissionen” bildet die Basis, dabei handelt es sich durch den Staat verursachte Emissionen welche gleichmäßig über alle Bürger*innen verteilt werden. Salopp gesagt – das kostet es, in Deutschland zu leben. Dieser Wert allein liegt bereits bei 0,73t CO2-Äq! Das ist schon ein stolzer Betrag. Vor allem wenn man bedenkt, dass es das Ziel des Umweltbundesamts ist, dass 2050 jede*r Deutsche im Schnitt 1t CO2-Äq emittiert. Derzeit wirkt mir dieses Ziel sehr ambitioniert!
Zusammenfassung
Zusammengefasst möchte ich dir ein Zitat mitgeben von Dr. Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros:
Es ist ja so dass es meist eine Mischung von allem ist:
Flugverkehr haben wir jetzt oft drüber gesprochen, es wäre super wenn man das vermeiden könnte. Individualverkehr: Mobilität gehört bei uns fast zum Grundrecht – aber man kann eben gucken, ob man eher mit dem Zug fährt, mit dem Fahrrad fährt, öffentliche Verkehrsmittel nutzt bevor man ein kleines oder großes Auto nimmt. Dann ist es natürlich der Faktor Ernährung. Wir haben große Emissionen aus der Landwirtschaft, Bio-Nahrungsmittel haben einen positiven Effekt auf die Treibhausgasbilanz. Es ist immer der Bereich Konsum, also Konsum führt zu Treibhausgasemissionen. Desto weniger ich konsumiere, desto weniger habe ich auch in dem Bereich Emissionen. Ein kleinerer Bereich ist aber auch das Thema Plastikmüll, weil man sich immer angucken muss, was passiert eigentlich mit dem Müll – ein Teil davon wird dann später eben doch verbrannt und führt zu Emissionen und da sieht man unter dem Strich:
Es gibt relativ viele Bereiche, in denen man was machen kann. Es ist schön wenn man es schafft kleine Schritte zu machen, kleine Schritte sind ein guter Anfang und es ist immer besser, als nix zu tun,
Dr. Andres Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros, Fairquatscht Folge 11 – Frag einen Klimaforscher
Na, habe ich dein Interesse geweckt, selber den CO2-Rechner anzuschmeißen? In welchen Lebensbereichen hast du Lust, Änderungen zugunsten des Klimas vorzunehmen? Egal wo du gerade stehst im Leben – bestimmt ist etwas für dich dabei.
6 Gedanken zu „Meine CO2-Bilanz“